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Rudolf Hesse

Der  Illustrator

1871 - 1944

Saarlouis

München

 

1911 wurde Rudolf Hesse Mitarbeiter der „Jugend – Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben“ und veröffentlichte in diesem Jahr unter dem Titel „Aus einer Wahlrede“ seine erste Illustration. Von 1912 bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges publizierte er jährlich durchschnittlich ca. 80 Zeichnungen. Er war in der „Jugend“ bis zum Jahr 1933 fast jährlich vertreten, jedoch wurden nach dem 1. Weltkrieg nur noch etwa zehn Karikaturen jährlich veröffentlicht. Hesses meist kleinformatige Zeichnungen zeigen Zirkus-, Wirtshaus-, Theaterszenen, Jahrmärkte oder Straßenbilder. Seine Bilder beschäftigten sich mit allen Themen des all­täglichen Lebens und waren in der „Jugend“ zwischen Gedichten, Texten oder Werbeanzeigen zu finden. Interessant ist, dass das Gemälde „Konventsitzung“, das sich heute im Besitz der Kreisstadt Saarlouis befindet, in der „Jugend“ 1922 veröffentlicht wurde.


Diese Erfolge veranlassten den 1904 gegründeten Piper Verlag das bis heute unvergessene Album „Spass muss sein“ Ende 1912 herauszugeben. Neben den Werbe-Anzeigen des Piper Verlages wurde in zahlreichen Zeitungen im gesamten Deutschen Reich auf diese Publikation hingewiesen: „Wer so viel Lachenswertes der Unzulänglichkeit der lieben Nebenmenschen ablauscht, ist wirklich ein geborener Humorist...“.

Die Auster, 1. Jg., Nr. 1, 1903, Titelblatt-Illustration von Rudolf Hesse

Die Auster, 1. Jg., Nr. 1, 1903

Titelblatt von Rudolf Hesse

Rudolf Hesse: Spass muss sein, Verlag R.Piper&Co, München, o.J.

Rudolf Hesse, Spass muss sein

Verlag R. Piper & Co, München, o.J.

Georg Friedemann: Fritz und Heinrich: Die erste Ferienreise zweier Knaben, Illustrationen von Rudolf Hesse, Verlag Enßlin&Laiblins Reutlingen, um 1913

Georg Friedemann:

Fritz und Heinrich - Die erste Ferienreise zweier Knaben

Illustrationen: Rudolf Hesse, Verlag Enßlin & Laiblins Reutlingen, um 1913

Um 1913 erschien das Kinderbuch „Fritz und Heinrich“ von Georg Friedemann mit zahlreichen Illustrationen von Rudolf Hesse. Das in der Tradition von Busch’s Max und Moritz stehende Buch hat eine besonders ausgeprägte, skizzenhafte Dynamik.


Im Rahmen seiner Arbeit als Illustrator hat Rudolf Hesse immer wieder Kinderbücher gestaltet. Das Album „Bilderbuch für Kinder“, das um 1904 entstand, ist noch ganz dem Jugendstil verpflichtet (siehe Abbildung weiter unten). Dagegen sind die Illustrationen des 1913 erschienenen Buches „Fritz und Heinrich“ Ausdruck seiner skizzenhaften Zeichenkunst. Noch hat er nicht zur Grazie der Linienführung gefunden, die seine Zeichnungen nach 1911 so leicht und schwerelos machen, dafür entfalten die Zeichnungen in diesem Buch jedoch durch ihre Unmittelbarkeit eine geradezu eruptive Dynamik. Im Nachlass Hesses befinden sich auch eine Vielzahl von künstlerischen Äußerungen Rudolf Hesses, die aus der Beschäftigung mit seinen Kindern entstanden sind. Dazu gehören auch Karika­turen in Form von Scherenschnitten, aber auch die poetischen Montagen aus realen Blütenblättern (siehe Abbildung). Er schuf nicht nur für Lillys Puppen­stuben kleinste Bilder und Grafiken, sondern baute für die Kinder auch Kaleidoskope und humorvolle Klappbücher (siehe interaktive Abbildungen).

Rudolf Hesse: aus Klapp-Kinderbuch, Federzeichnung koloriert, 1925 (oberer Teil)
Rudolf Hesse: aus Klapp-Kinderbuch, Federzeichnung koloriert, 1925 (unterer Teil)

Kinderbuch (Klappbuch) / 16seitiges Unikat

Ober- und Unterteil der Seiten lassen sich getrennt blättern

Tuschezeichnungen koloriert, ca. 1925

ZUM BLÄTTERN : OHNE ZU KLICKEN > MAUS-ZEIGER ÜBER DIE BILDER-TEILE BEWEGEN

Eine besondere schöpferische Beziehung hatte Rudolf Hesse zu seiner Tochter Lilly, die jahrzehntelang für ihn regelmäßig Modell gesessen hat. Lilly hatte ein Hobby, dem sie von der Kindheit bis ins Alter mit Hingabe nachging: das Bauen von Puppenstuben, die ebenso phantasiereich wie detailgetreu die Wohnräume und Lebensverhältnisse des Münchner Bürgertum in diesen Jahren zeigen.


Als „Gegenleistung“ für Lillys Modellsitzen musste Rudolf Hesse Bilder für die Wände ihrer Puppenstuben malen. Hesse muss das Malen der miniaturgroßen Bilder für all die Wohn-, Speise-, Gesellschafts-, Kinder- und Schlafzimmer, die Bibliothek und das Atelier viel Vergnügen bereitet haben, konnte er dabei doch auf kleinstem Format, die unterschiedlichsten Stilmittel der Kunstgeschichte spielerisch erproben. Neben Werken im Stil der Alten Niederländer und des Rokoko, finden wir Bilder im Stil des Biedermeier, des Jugendstil und des Impressionismus. Auch schuf er für das Bibliotheks-zimmer kleine Grafikmappen mit Originalradierungen die in zeichenhafter Verdichtung Motive aus seinen Skizzenblättern variieren.


Durch diese „Auftragsarbeit“ seiner Tochter Lilly ist eine einzigartige Sammlung der Werke von Rudolf Hesse im Miniformat entstanden, die sowohl seine Fähigkeit im kleinen Format zu arbeiten zeigt, als auch sein Bestre­ben, sich spielerisch die Formen der Kunst­geschichte anzueignen. Lilly Grüninger feiert 2009, dem Jahr der Ausstellung Rudolf Hesses in Saarlouis ihren einhundertsten Geburtstag.


Dr. Volker Hochdörffer

Dr. Claudia Wiotte-Franz

 
Rudolf Hesse (1871-1944): Zeichnung / Collage aus Blütenblättern

Zeichnung / Collage aus Blütenblättern

Rudolf Hesse (1871-1944): Entwürfe für Kacheln, Aquarell um 1903

Entwürfe für Kacheln, Aquarell

um 1903

Rudolf Hesse (1871-1944): Bilderbuch für Kinder (Bucheinband), ca. 1904, Verlag C. Schaller Nürnberg

Bilderbuch für Kinder (Bucheinband), ca. 1904

Verlag C. Schaller Nürnberg

Rudolf Hesse (1871-1944): llustrierte Theaterszene, nach 1920, Gouache, Kohlezeichnung, 72,5 x 102 cm und ein mit vielen gezeichnet und kolorierten Figuren Puppenhaus-Puppentheater, 16 x 9 x 28 cm, ca. 1920

Illustrierte Theaterszene, nach 1920

Gouache, Kohlezeichnung, 72,5 x 102 cm

Mit vielen gezeichneten und kolorierten

Figuren spielbares Puppen-Puppentheater

16 x 9 x 28 cm, ca. 1920